Sonntag, 2. Oktober 2016

Systemvorstellung - A.J. Pickett´s D4 System

Ihr wisst wahrscheinlich durch vergangene Blogeinträge schon, dass ich regelarme, minimalistische Rollenspielregeln besonders mag. Spiele wie Microlite20, Lasers & Feelings, Cthulhu Dark, oder Risus zeichnen sich durch sehr große Flexibilität aus und fokussieren sich mehr aufs Rollenspiel, als auf die Regeln selbst. Zudem regen sie durch ihre Nichtabgeschlossenheit dazu an, selbst kreativ zu werden und eigene Zusatzregeln, Settings und Abenteuer zu entwerfen, die zur Spielrunde passen. Mein neuestes Fundstück ist das D4-System von A.J. Pickett, welches er speziell für Leute geschrieben hat, die ab und zu in Video-Chaträumen Rollenspiel betreiben und genervt sind von Verzögerungen durch langwierige Regel-Suchaktionen in dicken Büchern während des Spiels.

Seine Regeln stellen nicht mehr und nicht weniger, als einen einfachen Würfelmechanismus mit einem, bzw. zwei vierseitigen Würfeln dar. Es gibt keine Charaktererschaffung (und auch keinen Charakterbogen), außer dass der Spieler sich einen Namen und einen Charakterklasse ausdenkt. Es gibt keine Level, keine gesonderten Kampf- oder Magieregeln,keine Monsterbeschreibungen...nichts, außer dem einfachen Würfelmechanismus. Allerdings sind realistische Beschreibungen und Details in diesem Spiel dennoch von Belang. Spieler müssen ihre Handlungen viel kreativer schildern, als in anderen Rollenspielen, in denen man meist nur sowas, wie "Ich greife an!", oder "Ich mach meine Magic Missile!" sagt, da dies meist vorgegebene Prozeduren sind. In so freeformigen Rollenspielen, wie D4 und auch in Oldschool-Systemen sind die genauen Beschreibungen von Spielleiter und Spielern sehr wichtig, um die Voraussetzungen und Schwierigkeiten für Würfelproben herauszufinden, da es nur wenige bis keine vorgeschriebenen Prozeduren gibt/gab, höchstens Vorschläge und Regeloptionen, die der Spielleiter benutzen darf/durfte. Das Setting gibt die Grenzen des im Spiel möglichen vor. Gute Kenntnis der gewählten Spielwelt ist bei diesen Regeln daher vorausgesetzt und der Spielleiter sollte Situationen gut einschätzen können. Alles läuft absolut freeform-mäßig ab, aber es funktioniert! Letztenendes läuft es bei Rollenspielen, selbst bei den dicksten Werken, meist auf einen einfachen Würfelwurf mit irgendwelchen Modifikationen durch den Spielleiter hinaus. Genau dies passiert auch im D4-System, nur ohne jeglichen weiteren Schnickschnack! Es geht rein um die Geschichte und das Ausspielen der Charaktere. Dieses System lässt sich durchaus auch am Tisch spielen, nicht nur online!  Wer mal einen Rollenspielabend erleben will, der wirklich aus purer Erzählung besteht und Regelbücher höchstens als schmückendes Beiwerk und wegen der Setting-Infos und Illustrationen nötig hat, sollte das Experiment D4-System mal wagen.



Viel Spaß beim interaktiven Geschichtenerzählen!

Der Spielleiter

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