Sonntag, 17. März 2019

Angespielt: Mythos Tales

Ich bin ja seit vielen, vielen Jahren ein begeisterter Spieler des Cthulhu-Rollenspiels (welches zur Zeit auf deutsch von Pegasus Spiele herausgegeben wird), sowie der meisten Lovecraft-basierten Brett- und Kartenspiele. Nun habe ich ein Spiel entdeckt, welches für mich fast an die Großartigkeit des Rollenspiels herankommt... es heißt Mythos Tales, ist in der deutschen Version ebenfalls bei Pagasus erschienen und bietet ein einzigartiges Detektivspiel-Erlebnis.

Es handelt sich bei diesem Spiel um eine neue Version von Sherlock Holmes Criminal Cabinet, dem Spiel des Jahres 1985 und spielt diesmal aber nicht im viktorianischen England, sondern im Arkham der 20er und 30er Jahre. Dort geschehen seltsame Mordfälle und andere düstere Dinge und die Spieler sind dazu aufgefordert, ihren Mentor Dr. Armitage, einen hochangesehen Professer der Miskatonic Universität, bei der Aufklärung dieser Fälle zu unterstützen. Hierfür müssen sie zu verschiedenen Orten in der Stadt reisen, um an Tatorten, bei bestimmten Personen und an anderen Schauplätzen der Geschichte Hinweise zu sammeln. Hierfür stehen ihnen eine Karte der Stadt Arkham, ein Adressbuch mit allen auf der Karte angegeben Adressen (und nahezu jedes Haus und jede Person ist darin enthalten, zumindest sind es verdammt viele), sowie verschiedene Ausgaben des Arkham Advertiser , der örtlichen Zeitung zur Verfügung. Die Spieler müssen den Spuren nachgehen , sich viele Notizen machen und eine Menge diskutieren, um die Indizien auszuwerten und zu entscheiden, welcher Schritt als nächstes sinnvoll wäre. Es agiert immer ein anderer Spieler als Ermittlungsleiter und hat das letzte Wort bei der Entscheidung, welcher Spur als nächstes nachgegangen werden soll. Entscheidet man sich für einen Ort, an dem ermittelt werden soll, liest der Ermittlungsleiter einen Abschnitt aus dem Buch der Ermittlungen vor, in dem dann die Szenerie für alle Spieler beschrieben wird. Dann entscheiden sie gemeinsam, wo es weitergeht. Auf diese Weise erleben die Spieler eine spannende, sich immer weiter entfaltende Geschichte und haben stets das Gefühl weiter voranzukommen.

Wenn die Spieler glauben, daß der Fall aufgeklärt ist,weil alle wichtigen Informationen vorliegen,oder weil die Zeit abgelaufen ist (Armitage gibt eine Zeitgrenze zu Beginn jedes Szenarios vor) kehren sie zu Armitage zurück und müssen einige Fragen zu dem Fall beantworten. Richtige Antworten bringen Punkte. Superdetektiv Armitage hat den Fall in der Zwischenzeit selbst auch weiterermittelt und daher werden die besuchten Orte mit denen verglichen, die Armitage zur Klärung des Falls besucht hat. Hat man mehr Orte besucht als er bekommt man einen Punkteabzug. Ist man Mythoswesen begegnet, kann es auch sein dass die Gruppe einen weiteren Punkteabzug durch den Verlust von geistiger Stabilität erleidet. Hat die Gruppe am Ende genug Punkte übrig, gilt das Spiel als gewonnen. Zum Schluss erklärt Armitage dann immer , wie er vorgegangen ist und löst die Geheimnisse des Falls für die Spieler auf.

Athmosphärisch zieht Mythos Tales mich richtig gut mit und lässt auch durch die toll gemachten Spielmaterialien ein schönes Detektiv- und Lovecraft-Feeling entstehen. Ich mag auch die recht entspannte Spielweise mit den vielen Diskussionen und den spannenden Vorlese-Parts. Es gibt kaum Spielregeln im eigentlichen Sinne. Die Spieler entscheiden selbst, an welche Orte sie sich begeben wollen und die Geschichte entfaltet sich ganz von allein. Dennoch hat man das Gefühl, selbst dabei zu sein und auch wirklich zu agieren. Irgendwie ist das Ganze dem Rollenspiel garnicht unähnlich, nur dass der Spielleiter hier durch ein Buch ersetzt wird, aus dem reihum vorgelesen wird und die Spieler keine individuellen Charaktere verkörpern. Auch gewürfelt wird nicht und es kommen auch keine anderen Zufallselemente im Spiel vor.

Meiner Meinung nach ist Mythos Tales ein superathmosphärisches, wirklich tolles Spiel, welches zwar hier und da ein wenig unlogisch ist (dazu kann ich aber nichts weiter sagen, ohne zu spoilern), aber den Spielern spannende, aufeinander aufbauende Geschichten mit viel Lovecraft-Flair und Interaktionsmöglichkeiten bietet. Es eignet sich als Solo-Spiel und kann mit auch bis zu zehn Leuten gespielt werden. Die Regeln sind extrem einfach und man kann sofort losspielen.

Schade finde ich, dass im Buch der Ermittlungen nur 8 Fälle enthalten sind, denn eigentlich kann man ja jeden Fall nur einmal spielen, weil man dann eben das wichtigste schon weiss. Ich würde mir wünschen, dass Pegasus Spiele Erweiterungen für Mythos Tales herausbringt und dies wurde auch angekündigt. Dennoch hört man seit einiger Zeit nichts mehr dazu und ich glaube, auch für die englischsprachige Version von Grey Fox Games  gibt es noch keine Neuigkeiten.


Angespielt: DSA 1

O je, jetzt ist es schon fast ein halbes Jahr her, seitdem ich den letzten Blogeinrag geschrieben habe. Ich gelobe Besserung und werde mich in nächster Zeit wieder regelmäßiger auf den Blog konzentrieren, denn spieletechnisch gibt es bei mir zur Zeit wieder einiges zu berichten!

Nachdem wir mit unserer Gruppe ja wie berichtet mit DSA 5 angefangen haben und unsere Kampagne jetzt auch immernoch am Laufen ist (zur Zeit spielen wir die im Internet frei erhältliche "Pantheonstein-Kampagne" mit den DSA 5 -Regeln) , spielen wir jetzt aber auch öfter mal DSA 1, die Urversion des Spieles von 1984 (zusammen mit der etwas später erschienenen Ausbau-Box).

Die Regeln sind im Gegensatz zur neuesten Edition natürlich extrem oldschooliog und minimalistisch, aber im Prinzip sind das genau die Regeln, mit denen ich in meiner Kindheit mein erstes Rollenspiel-Abenteuer erlebt habe. Ich mag ja minimalistische Rollenspiele und ich finde das DSA1-System (wenn man von den Talenten aus dem Ausbau-Spiel mal absieht) ziemlich spaßig und sehr gut zu handhaben ist, vor allem für absolute Rollenspiel-Neulinge. Bei mehreren unserer Sessions (bei denen wir meist die skurillen offiziellen DSA 1- Abenteuer spielen) waren Anfänger dabei, aber die Regeln waren superschnell erklärt und die klischeehaften, sowie recht linearen Abententeuer konnten trotz aller Oldschool-Absurdität trotzdem begeistern, und zwar genau aus den genannten Gründen. Jeder konnte sich sofort in die (ausser in den Abenteuern noch kaum beschriebene) Welt eindenken und wir legten nach kurzer Einführung und einer 10 Minütigen Charaktererschaffung immer sofort los. Sogar die albernen Zauberformeln (die ich ich die Spieler auch immer schön aufsagen lasse) kommen gut bei den Spielern an und am Spieltisch, während der Session, sorgen sie tatsächlich auf eine gewisse Art für Stimmung.

 DSA1 erschien ja damals beim Schmidt-Spiele Verlag und stand neben Scotland Yard, Risiko, Mensch ärgere dich nicht und anderen Klassikern in jedem Spielwarengeschäft rum. Es wendet sich an totale Rollenspiel-Anfänger die bisher nur solche "normalen" Gesellschaftsspiele gespielt haben. Es existiert kein großes Gerüst aus Fertigkeiten, Vorteilen, Schicksalspunkten und Sonderfertigkeiten, an denen man sich als Spieler festhalten kann. Ein Charakter wird nur durch fünf Grundattribute, Lebens- und Astralpunkte, sowie seinen Attacke- und Paradewert beschrieben. Sind die Lebenspunkte bei null angekommen, ist man tot. Spricht der Charakter einen Zauber, muss man als Spieler selbst die Zauberformel aufsagen und bestimmte Gesten vollführen. Auch die Welt bietet viel Raum für eigene Kreationen und man wird dazu eingeladen, Aventurien selbst mit eigenen Ideen weiter auszuarbeiten.

Ich mag diesen Ansatz und finde sogar dass er das Rollenspiel am Tisch sogar fördert. Die Spieler können sich zudem eine Menge Details über ihren Charakter selbst ausdenken und müssen die Aktionen ihrer Charaktere am Spieltisch lebendig beaschreiben, damit der Meister entsprechend darauf reagieren kann. Dieser hat es bei DSA 1 recht leicht, denn für ihn bedeuten die wenigen Regeln wenig Stress am Spieltisch. Er kann sich ganz auf den Verlauf des Abenteuers konzentrieren. Auch wenn DSA 1 durchaus etwas verstaubt und an vielen Stellen, besonders in den abgefahrenen Abenteuern echt schräg rüberkommt, ist es für uns ein großer Spaß, diese ollen Kamellen nochmal durchzuspielen und dabei zum Teil in alten Erinnerungen zu schwelgen, oder auch andererseits einen witzigen und leichten Einstieg ins Rollenspiel zu bekommen.